Der letzte Held der Kindheit

Erst im Alter kommt die wahre Reife, um auf Vergangenes zurück zu blicken. Alt ist man deswegen noch lange nicht. Doch es reicht manchmal, um hin und wieder über längst passierte Ereignisse aus jungen Jahren zu senilen. So richtig knallen tut´s, wenn man mit Kraft die „Zeitreise“ erzwingt. Donnerstagabend. Punkt 20 Uhr in einer Rostocker Buchhandlung. Der Buschfunk Gleichgesinnter hatte es bereits vor Tagen in die kleine Welt der Teilzeit-Ostalgiker hinausposaunt.

Der letzte Held der Kindheit kommt nach Rostock, um über die Biografie des toten Freundes und Kollegen und eben den besagten, weit entfernten Erinnerungen zu berichten. In Vorfreude und mit 0-Ahnung, wie das Ganze vonstattengehen wird, trafen die üblichen Verdächtigen zwischen den Verkaufsreihen der angesagten Bestseller und einem Haufen ungeordnetem Kartenmaterial aufeinander. Händereibend wird Platz genommen und das anwesende Publikum gescannt. Und schon jetzt stellt sich das Gefühl der Zeitreise ein.

Im Gang nebenan sitzt ein graubärtiger Hüne von Mann. Die geringelten Socken und die betagten Sandalen schreien um Hilfe. Ihm hatte wohl niemand von dem Regengebiet erzählt, welches bereits die Straße vor dem Laden säuberte. Im Kontrast zum farbenfrohen Strumpfansatz stand das kleinkarierte Stückchen Stoff, welches sein Inhaber sicherlich als sein Lieblings-Niki betitelte. Hier treffen Welten aufeinander oder gehen aneinander vorbei. Eine Flasche Limonade, eine Schale Knusperflocken – und das Reiseziel Kindheit wäre erreicht gewesen.

Doch dann ist der Moment gekommen, und der Held betritt die Bühne. Die Menge applaudiert. Eine Dame mit Headset am Kopf nimmt dort oben Platz. Zu Ihr gesellt sich ein fast weißhaariger Mann. Wo ist der Held? Wer sind diese Menschen? Während sich das Frauenzimmer übers Kopfmikro als Moderatorin outet, geht ein Flüstern durch die Reihen. „Das ist er“. „Ja wirklich“. Was? Das Smartphone gezückt, den Googelator aktiviert und direkt den Wikitreffer angetoucht. Jupp. Das ist er! Memo an selbst: Fernsehstars altern auch. Und schon ist sie hin, die futuristische Reise zurück zur Flimmerkiste aus RFT-Beständen.

Der Abend hat sich trotzdem gelohnt. Das Bewusstsein, dass alles seine Zeit hat und hatte, wurde unweigerlich zum Fazit gemacht. Abgesehen davon, dass in naher Zukunft die komplette Staffel der Helden aus der Kindheit im heimischen Wohnkino Einzug halten wird. „Mächtig gewaltig“, Herr Morten Grunwald. Dankeschön für sehr viel!

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Gute Nachrichten und das Leid der Anderen









Gibt es gute Nachrichten? Eine durchaus berechtigte Frage, wie ich finde. Ob in Zeitungen, im Fernseher oder im Internet, ein jeder ergötzt sich an schlechten Nachrichten, welche farbenfroh und detailreich zu jeder Tageszeit abrufbar sind. Hauptsache man selbst bleibt vom Unglück verschont. In jeder Informationssendung muss das Unglück erkennbar sein, da eine Quote sonst unerfüllt bleiben könnte. Mord, Gewalt und Kapitalverbrechen, wo man hinblickt. War das “früher” auch so oder wurde aus Rücksicht auf die Konsumenten der Fakt auf das Wesentliche reduziert? Soweit ist es gekommen – am Leid Anderer labt man sich. Wie oft passieren Unfälle auf Autobahnen und es staut sich dann auch der Verkehr in der Gegenrichtung. Ja, das ist das wahre Leben. “Papa, da hängt einer aus dem Auto raus.” Nur so wurden TV-Formate wie “Bigbrother”, “PopStars” und Co zum Quotenführer. Das eigene Leben ist langweilig. Konflikte und Emotionen der gefilmten Probanden sind wichtiger und vor allem interessanter.
Ich bin für eine Selbstzensur der Medien und denke, dass damit viel bewirkt werden kann. Nachahmung, Vorbildfunktion und viele andere Faktoren werden durch eine selbstauferlegte Zensur hin zum Positiven beeinflußt. Natürlich sollte ein Jeder wissen dürfen, was zum Beispiel im Irak passiert. “Wieder tötliche Anschlagsserie in Bagdad”. Ausführlich dann aber erst zu einer Uhrzeit, zu der es recht unwahrscheinlich ist, dass Kinder damit in Kontakt geraten könnten. Titelseiten von Zeitungen, die in Läden oder anderen Verkaufsorten für jedes Kind augenscheinlich ersichtlich sind, dürfen keine brutalen, gewaltverherlichenden Szenen wiederspiegeln.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Es ist doch schon schlimm genug, wie normal bzw. alltäglich eine “Anschlagsmeldung” von uns Erwachsenen aufgenommen wird. Keiner setzt sich noch mit diesem Thema vertieft auseinander. Eine Verrohung bzw. Abstumpung unserer Kinder – Ist es das, was wir wollen? Kinder sollten von Informationsmedien jeglicher Art unbehelligt bleiben und zwar o lange bis sie Ihrem Alter entsprechend, lernen, sich damit auseinander zusetzen. Schützt die Kleinen vor all dem Übel in der Welt da draußen!